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Im Januar 2016 erhielt der Intensiv-Pflegedienst SPIRAVITA eine Anfrage von einer 73-jährigen Patientin zur Übernahme in die vom Pflegedienst versorgte Beatmungs-Wohngemeinschaft in Saarbrücken.
Die lebensfrohe Patientin Brigitte W. ist verheiratet, Mutter und lebte bis zum Dezember 2015 in der eigenen Häuslichkeit. Sie wurde von Ihrem Ehemann nach Apoplex 2001 aufopferungsvoll gepflegt.
Die Lebensfreude geht – Hoffnung kam auf
Für Frau W. war die Situation ein herber Schicksalsschlag für Ihre Lebensqualität, da Sie nun vollständig immobil und durch die Kachexie stark abgemagert und kraftlos war. Weitreichende Nebenerscheinungen durch die Vorerkrankung und Klinikaufenthalte taten ihr Übriges – Die Lebenslust und Lebensfreude von Frau W. sowie die ihres Mannes und Ihres Sohnes waren am Boden! Stattdessen war der Tag durch Verzweiflung, Hilfs- und Hoffnungslosigkeit mangels geeigneter und vielversprechender Alternativen gefüllt. Wie sollte es nun weiter gehen? Sollten die folgenden Jahre im Leben von Frau W. im Pflegebett und mit Beatmungsmaschine stattfinden?
Durch das große Engagement des versorgenden Klinikums und Atmungstherapeuten wurde hier nach einer optimalen Lösung auf diese entscheidenden und wichtigen Fragen gesucht.
Die Antwort war die, von dem SPIRAVITA Intensiv-Pflegedienst betreute Beatmungs-Wohngemeinschaft in Mitten von Saarbrücken.
Dieser Intensiv-Pflegedienst hat sich auf ein poststationäres Versorgungskonzept für die außerklinische Betreuung von technologieabhängigen Langzeitbeatmungs- und Intensivpflegepatienten jeden Alters spezialisiert.
Ziel der SPIRAVITA ist es, die Abhängigkeit u.a. auch von medizinischen Geräten zu verringern und die Patienten in ein möglichst selbstständiges Leben zurückzuführen.
Die langjährigen Expertisen und Erfolge über außerklinische Intensivfachpflege bundesweit und u.a. in den Städten Hamburg, Mainz, Ludwigshafen, Saarbrücken und Homburg in der Versorgungsformen der Beatmungs-Wohngemeinschaften und häuslichen 1:1 Intensivpflege, prädestinierten die SPIRAVITA zur Übernahme von Brigitte W. Hinzu kam auch noch die räumliche Nähe der Beatmungs-Wohngemeinschaft zu ihrem Mann und Sohn.
Das neue Zuhause
In einem kurzen Zusammen treffen der Fachärzteschaft des versorgenden Klinikums, Atmungstherapeuten und Überleitungs-/ Pflegemanagement der SPIRAVITA wurde ein schlagkräftiger Zukunftsplan für die Versorgung von Brigitte W. geschmiedet und sofort in die Tat umgesetzt.
Im Januar 2016 nach unkomplizierter Überleitung wurde Frau W. in Begleitung ihres Ehemannes nun in der Beatmungs-Wohngemeinschaft in Saarbrücken durch das Pflege-Experten-Team der SPIRAVITA herzlich begrüßt.
Nach nur kurzer Eingewöhnungszeit in das Leben in einer Beatmungs-Wohngemeinschaft, und eines detaillierten Patienten-Assessments durch ein multiprofessionelles Team aus Facharzt, Hausarzt, Intensiv-Pflegefachkräften und Therapeuten verschiedenster Fachrichtungen, wurde die Herausforderung „Beste Lebensqualität für Brigitte W.“ gemeinschaftlich aufgenommen.
Vertrauen als Basis für die Verbesserung
In kurzer Zeit baute sich bei Frau W. und den Angehörigen ein tiefgreifendes Vertrauensverhältnis zu den Pflegefachkräften wie auch Therapeuten und Ärzten auf.
„Die wissen genau was Sie tun! Das was sie tun, tut mir gut und bringt mich voran!“, die Notiz von Frau W. auf einem kleinen Stück Papier als Antwort auf die Frage einer langjährigen Freundin. Dieser Satz war während der gesamten Zeit die Überschrift der über der Mission „Brigitte W.“ stand.
Der Erfolg der Entwöhnung bei Patienten hängt erfahrungsgemäß stark vom Vertrauen des Patienten in sein Umfeld ab. Es ist zu beobachten, dass der psychische Faktor deutlichen Einfluss auf den Erfolg des Fortschritts nimmt. Oft induzieren die klinischen Strukturen nicht die Sicherheit, die Patienten benötigen um die nötigen Fortschritte machen zu können. Je größer die Angst des Patienten vor Atemnot und Erstickungsgefahr, desto wichtiger sind eine bekannte Umgebung und vertraute (Pflege/Therapie-) Personen.
Entwöhnung von der Maschine als Ziel
Der Intensiv-Pflegedienst SPIRAVITA verfolgt ausschließlich, die Abhängigkeit u.a. auch von medizinischen Geräten zu verringern und die Patienten in ein möglichst selbstständiges Leben zurückzuführen - Aktivierungspflege. Im Gegensatz zu der verwaltenden Pflege, die auf einen langen Zeitraum ausgerichtet ist und bei der auch die Intensität der pflegerischen und therapeutischen Maßnahmen deutlich geringer ist.
„Es ist nach unserem Schicksalsschlag für meine Frau wie auch für die Familie wie ein Lottogewinn, das Glück zu haben diesen ambitionierten Menschen begegnet zu sein! Wir haben nie an ihrer Arbeit gezweifelt!“ sagt Herr W. nach dem Umzug seiner Ehefrau zurück in die eigenen vier Wände.
Kontinuierliche Überwachung und Dokumentation u.a. der Sauerstoffsättigung, Pulsfrequenz, Atemfrequenz und des klinischen Eindrucks unterstützen den Abgleich mit den gesetzten Zielen. Die BGA’s dokumentieren den Verlauf und wurden durch den Facharzt analysiert, der Entwöhnungsprozess daraufhin abgestimmt und verändert. Die Kommunikation zwischen Ärzten, Intensiv-Pflege und Therapeuten wurde dem Verlauf des Entwöhnungsprozesses ständig angepasst. Intensiv-pflegerisch wurde mittels einer kontinuierlichen Patientenbeobachtung (z.B. Bewusstseinszustand, Hautfärbung, Atemfrequenz, Psychische Situation etc.) und nachhaltiges Fortführen der Therapien ein Übriges getan.
Bewegung ist die beste Medizin
Die Patientin wurde über den gesamten Zeitraum durchgehend mit intensiven Ergo-, Physio- und Sprachtherapien aktiviert.
„Wenn die Stimmung bei Frau W. auch mal schlecht war, half die Aktivierung und Mobilisation ihr weiter zu machen und neue Kraft zu schöpfen. Ein solcher Entwöhnungsprozess dauert eine lange Zeit, kostet viel Kraft und Disziplin. Da muss die Kondition stimmen!“ sagt der Leiter der Operativen-Intensiv-Pflege der SPIRAVITA.
Zuletzt unternahm Frau W. in Begleitung von Pflegern wie auch Therapeuten kleine Ausflüge mit und ohne Rollator in die Umgebung, an die Saar und zum Einkaufen, was ihr wiederum ein großes Stück Lebensqualität zurück gab. Getragen von diesen positiven Einflüssen war sie hoch motiviert den Verbesserungsprozess weiter zu machen.
„Es war beeindruckend zu sehen wie Frau W. jeden Tag Fortschritte machte und die Lebensfreude bei allen immer weiter stieg.“ kommentierte ein Angehöriger eines Mitbewohners der Wohngruppe.
Atmen – ein wertvolles Gut
Mitte 2016 nach insgesamt 8 Monaten, war Frau W. in der Lage und mit dem bis dahin entwickeltem Vertrauen ohne Beatmungsmaschine auszukommen.
„Mit strahlenden Augen hat mich Frau W. umarmt, als wir Ihr gemeinsam mit dem Arzt erklärt haben, daß Sie die Beatmungsmaschine nicht mehr benötigt.“ schildert eine Pflegefachkraft der SPIRAVITA.
Frau W. ergänzte noch: “Wenn ich vorher gewusst hätte, wie wertvoll selbständiges Atmen ist, hätte ich jeden Atemzug intensiv genossen und nicht als selbstverständlich angesehen.“
Geschmacksache
Ein großes Ziel war hiermit erreicht, aber alle Beteiligten gaben sich damit nicht zufrieden.
Das Hauptziel sollte sein, Brigitte W. zu dekanülieren. Also krempelte das Team aus Ärzten, Intensiv-Pflege, Therapeuten, die Ärmel erneut hoch und erarbeitete einen detaillierten Therapieplan der dann mit Brigitte W. besprochen und abgestimmt wurde. Es war allen klar, daß wir für dieses nicht einfache Ziel, vor allem Zeit, Motivation und Vertrauen der Patientin benötigen.
Ein entscheidender Moment im Verlauf war, als Brigitte W. den ersten Bissen eines frischen Apfels im Mund hatte und den fast vergessenen Geschmack genießen konnte. „Ein Apfel am Tag erspart den Arzt!“ war ihr schelmischer Kommentar begleitet von einem breiten Lächeln.
Abermals gab eine weitere positive Erfahrung der Patientin einen Motivationsschub das gesteckte Ziel zu erreichen.
Es folgte dann die Weiterentwicklung der oralen Nahrungsaufnahme von Brigitte W. einhergehend mit viel Genuss längst vermisster Geschmackseindrücke.
Vorher musste jedoch noch verifiziert werden, daß der Schluckprozess ungestört abläuft und alle Risiken ausgeschlossen sind. Eine bereits im Verlauf mehrmals angewandte endoskopische Evaluation des Schluckprozesses durch den Facharzt zeigte ein unauffälliges Verhalten, so daß eine Dekanülierung tatsächlich im Frühjahr 2017 erfolgen konnte. Die positive Bestätigungsphase mit einer angepassten Kontrolle der Patientin auf stabile Atemleistung und ausreichendes Abhusten von Sekret auch ohne Trachealkanüle bestätigte die erfolgreiche und professionelle Arbeit der Therapeuten, des Pflegedienstes und Ärzte.
Ein letzter freudiger Schritt – Umzug nach Hause
Nach 14 Monaten intensiver Pflege und Therapie konnte nun Frau W. eigenständig, ohne Hilfe mit Ihrer Tasche in der Hand aus der Wohngemeinschaft zurück in ihr altes Zuhause umziehen.
„Es war für uns ein freudiger Tag als wir Frau W. aus unserer Obhut in ihr eigenständiges Leben voller Lebensfreude entlassen konnten! Als Ruhe in der Wohngemeinschaft eingekehrt war, haben meine Kollegen und ich uns tief in die Augen geschaut und waren stolz darauf, was wir für einen Menschen geleistet hatten. Das sind die Dinge wofür das Team „brennt“ und unseren Job ausmacht!“, schildert die WG-Teamleitung des SPIRAVITA Intensiv-Pflege-dienstes.
Bis heute besteht ein enger Kontakt zu Brigitte W. und Ihrem Mann, die gerne immer mal wieder als Gast in die Wohngemeinschaft kommen, um die Bewohner wie auch die Mitarbeiter der SPIRAVITA zu begrüßen.
Fazit - Qualität siegt
Dieser Fall ist exemplarisch, jedoch nicht allgemeingültig, für das poststationäre Versorgungskonzept der SPIRAVITA GmbH. Steuerung, Zielsetzung, Koordination und Durchführung der einzelnen Aspekte wie, adäquate kontinuierliche Facharztversorgung, professionelle proaktive intensivpflegerische Versorgung und Maßnahmen, intensive therapeutische Aktivierung, Entlastung und Einbindung der Angehörigen in einem qualitativ hochwertigen Wohnumfeld sind die Basis für den nachhaltigen Erfolg und Steigerung der Lebensqualität der Patienten.
Saarbrücken/Kaiserslautern, Juli 2017